Nordamerika

"System nähert sich Kipppunkt" – Behörden im Westen der USA beschließen Wasserkürzungen

Entlang des Colorado Rivers im Südwesten der USA müssen mehrere Bundesstaaten sowie Mexiko mit Kürzungen beim Wasser rechnen. Der Fluss, der rund 40 Millionen Menschen, Landwirtschaft und Stromerzeugung mit Wasser versorgt, trocknet aus.
"System nähert sich Kipppunkt" – Behörden im Westen der USA beschließen WasserkürzungenQuelle: AP © John Locher/ AP

Wegen anhaltender Wasserknappheit entlang des Colorado Rivers im Südwesten der USA müssen mehrere Bundesstaaten, darunter Arizona und Nevada, mit Kürzungen beim Wasser rechnen. Die US-Regierung kündigte am Dienstag an, den Wasserabfluss aus den Stauseen Mead und Powell, die durch den Colorado gespeist werden, das zweite Jahr in Folge zu verringern. Hintergrund ist die Prognose, dass sich die Pegelstände weiter absenken werden. Die beiden größten Stauseen am Colorado River sind nur noch zu etwa einem Viertel gefüllt.

Lake Mead, der größte Stausee der Vereinigten Staaten, versorgt Millionen von Menschen in sieben Bundesstaaten, in Stammesgebieten und im Norden Mexikos mit Wasser. Mit dem extremen Tiefstand an beiden Stauseen kamen dort vergrabene Leichen und andere Artefakte zutage, vor allem aber bedroht die Wasserknappheit seit einiger Zeit die Trinkwasserversorgung, die landwirtschaftliche Produktion und die Stromerzeugung aus Wasserkraft.

Der Wasserstand des größte Stausees erreichte nunmehr nach einem 22-jährigen Abwärtstrend den niedrigsten Stand seit April 1937, als der Stausee noch nicht gefüllt war. Nachdem der Pegel von Lake Powell an der Grenze zwischen Arizona und Utah so weit gesunken war, dass die rund 5 Milliarden Kilowattstunden Energie, die jedes Jahr am Glen-Canyon-Damm erzeugt werden, gefährdet waren, erklärten Bundesbeamte, dass sie etwas Wasser zurückhalten würden, um sicherzustellen, dass der Damm weiterhin Energie erzeugen kann. Der Staudamm produziert Strom für bis zu 1,5 Millionen Haushalte pro Jahr.

Die seit Jahrzehnten zunehmende Trockenheit haben den Fluss dazu gebracht, stark auszudünnen und nun eine kritische Marke erreicht. Die anhaltende Dürre im Westen der USA könnte die schlimmste seit zwölf Jahrhunderten sein. In Colorado, wo sich das Quellgebiet des Colorado River befindet, sind 83 Prozent des Staates von der Dürre betroffen.

"Das System nähert sich einem Kipppunkt”, warnte der Beauftragte des Bureau of Reclamation, M. Camille Calimlim Touton, auf einer Pressekonferenz am Dienstag und fügte hinzu, dass dringend gehandelt werden müsse. "Das System zu schützen bedeutet, die Menschen im amerikanischen Westen zu schützen."

Laut dem stellvertretenden Innenminister Tommy Beaudreau ist die schwere Dürre in der Region auf die Auswirkungen des Klimawandels zurückzuführen, darunter extreme Hitze und geringe Niederschläge. Auch der Rückgang der Schneeschmelze im Frühjahr hat die Wassermenge verringert, die aus den Rocky Mountains fließt, wo der Colorado entspringt.

Jeder Sektor in jedem Bundesstaat sei dafür verantwortlich, dass das Wasser mit maximaler Effizienz genutzt wird, erklärte nun Tanya Trujillo, im Innenministerium zuständig für Wasser und Wissenschaft. Trujillo sagte weiter:

"Um einen katastrophalen Zusammenbruch des Colorado-River-Systems und eine Zukunft voller Unsicherheiten und Konflikte zu vermeiden, muss der Wasserverbrauch im Einzugsgebiet reduziert werden."

Durch die neuen Kürzungen wird der Wasseranteil Arizonas um 21 Prozent, der Nevadas um acht Prozent und der Mexikos um sieben Prozent sinken. Trotz der Wasserknappheit müssen die Anwohner des Flusses in Arizona und Nevada bisher nicht mit Verboten für die Bewässerung ihres Rasens oder das Waschen ihrer Autos rechnen. Doch die Situation setzt die Behörden dieser Staaten unter außerordentlichen Druck, da sie für eine wachsende Bevölkerung in einer heißeren, trockeneren Zukunft planen müssen. Auch Mexiko muss sich auf weniger Wasser einstellen.

Das US Bureau of Reclamation (USBR) hatte die sieben Bundesstaaten Arizona, Kalifornien, Colorado, Nevada, New Mexico, Utah und Wyoming schon im vergangenen Jahr gewarnt, sich auf drastische Kürzungen vorzubereiten. Im Juni dieses Jahres erklärten die Behörden, die Staaten müssten im nächsten Jahr 15 Prozent weniger Wasser verbrauchen oder Kürzungen hinnehmen. Diese Situation hat bereits zu Spannungen zwischen den Staaten geführt.

In den USA ist das Innenministerium mit seinen rund 70.000 Mitarbeitern vor allem für die Verwaltung des bundeseigenen Landes zuständig. Das Ministerium entscheidet beispielsweise darüber, ob Naturschutzgebiete ausgewiesen werden oder ob Energiegewinnung wie Fracking erlaubt ist. Die innere Sicherheit hingegen – die in Europa zum Verantwortungsbereich der Innenministerien zählt – ist in den USA Aufgabe des Heimatschutzministeriums.

Der Colorado River versorgt bisher rund 40 Millionen Menschen in sieben Bundesstaaten des amerikanischen Westens sowie in Mexiko mit Wasser und trägt zur Versorgung einer Agrarindustrie bei, deren Wert auf 15 Milliarden Dollar pro Jahr geschätzt wird. Das weit verzweigte System versorgt Colorado, Wyoming, Utah, New Mexico, Kalifornien, Nevada und Arizona mit Wasser, bevor es nach Mexiko fließt.

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