Wirtschaft

EU-Embargo: Russland will Kohleexporte nach Asien erhöhen

Seit Mitte August sind die Kohleimporte aus Russland in die EU verboten. Moskau will nun nach Angaben des Energieministers daran arbeiten, die Lieferungen nach Fernost zu erhöhen. Etwa 25 Millionen Tonnen des für die EU bestimmten Rohstoffs würden stattdessen nach Osten umgeleitet.
EU-Embargo: Russland will Kohleexporte nach Asien erhöhenQuelle: Gettyimages.ru © Dmitry Marchenko / EyeEm

Die EU-Staaten dürfen ab Mitte August keine Kohle mehr aus Russland importieren. Dieses Einfuhrverbot ist Teil des fünften Sanktionspakets Brüssels gegen Russland, das im April dieses Jahres verabschiedet worden war. Die EU-Mitgliedsstaaten hatten sich im Frühling zunächst auf eine 120 Tage dauernde Übergangsfrist geeinigt, bis Mitte August das Kohle-Embargo gegen Moskau vollständig in Kraft trat. Das Ziel Brüssels ist es den eigenen Angaben zufolge, Russland wegen seiner Militäroperation in der Ukraine mit den Strafmaßnahmen wirtschaftlich und finanziell zu schwächen.

Doch nach dem Aussetzen der Kohleeinkäufe seitens der EU aus Russland werden russische Kohlelieferanten ihre Handelsflüsse wahrscheinlich anderswohin verlegen. Das schrieb der stellvertretende Ministerpräsident Alexander Nowak in einem am Montag veröffentlichten Artikel in der Zeitschrift Energy Policy.

"Die Möglichkeit, die Lieferungen in die asiatisch-pazifischen Länder zu erhöhen, wird in Betracht gezogen. Ein Teil der Mengen für den europäischen Markt kann per Bahn zu den östlichen Häfen und Grenzübergängen befördert werden", schrieb zudem der russische Energieminister. Und er fügte hinzu:

"So können etwa 25 Millionen Tonnen von West nach Ost umgeleitet werden, auch über die Häfen des Asow-Schwarzmeer-Beckens."

Nowak erklärte außerdem, dass die russische Regierung gemeinsam mit dem Verkehrsministerium daran arbeiten wolle, die Eisenbahnkapazitäten in Fernost sowie die Kapazitäten des Schiffstransports zu erhöhen. Auch wolle man die Entwicklung von Kohlehafenterminals in zukunftsträchtigen Exportregionen beschleunigen. In diesem Zusammenhang werde Russland sich bemühen, die Transportkosten und -zeiten zu senken, so der Minister weiter.

Nach Angaben des Föderalen Zolldienstes, auf die sich Nowak beruft, hat Russland im vergangenen Jahr 46,8 Millionen Tonnen Kraftwerkskohle und 3,6 Millionen Tonnen Kokskohle in die EU exportiert. Das entspricht etwa 35 Prozent der Gesamteinfuhren der Staatengemeinschaft. Nowak wies nicht zuletzt auch darauf hin, dass dieser Anteil in den letzten zehn Jahren erheblich gestiegen sei. Und dass die EU-Länder trotz der beabsichtigten Reduzierung der Abhängigkeit von russischen Energieressourcen ihre Abhängigkeiten in der Welt in Wirklichkeit nur erhöht hätten.

Daher seien die Verbraucher heute sowohl in der EU als auch in anderen Ländern gezwungen, "dringend nach neuen Kohlelieferanten zu suchen. Wodurch das bestehende Gleichgewicht gestört und langlebige Lieferketten unterbrochen werden." Dies würde zu "zusätzlichen finanziellen Kosten für den Transport, zu erhöhter Nachfrage, Marktchaos und steigenden Preisen" führen, so Nowak in seinem Artikel mit dem Titel: "Die Kohleindustrie des XXI. Jahrhunderts: Niedergang oder Wiedergeburt".

In Deutschland wurde die russische Steinkohle bisher als Brennstoff für Kraftwerke und in der Industrie verwendet

Das EU-Sanktionspaket mit dem Kohle-Embargo untersagt den EU-Unternehmen außerdem, Versicherungen und andere Finanzdienstleistungen für die Lieferung russischer Kohle anzubieten; und zwar nicht nur für die Länder der Staatengemeinschaft, sondern für die ganze Welt.

Die aus 27 Ländern bestehende Union war bei ihren Kohleimporten bislang stets stark von Russland abhängig. Wobei Deutschland, Polen und die Niederlande die größten Abnehmer waren. Im Juli wurde nun mit Verweis auf Angaben des indischen Beratungsunternehmens Coalmint berichtet, dass Russland zum drittgrößten Kohlelieferanten Indiens geworden ist.

Die Analysten hatten davor gewarnt, dass das Verbot russischer Kohleimporte die Energieversorgung weiter belasten und die europäischen Verbraucher zwingen werde, sich während der zu erwartenden Energiekrise im Winter anderweitig einzudecken.

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