Start der Freibadsaison – Berlins Politik investiert 2,5 Millionen Euro in die Sicherheit
Das Thema einer aufgeheizten Stimmungslage und unentspannten Besuchszeit in deutschen Freibädern sorgte im Vorjahressommer über Wochen für kontroverse mediale und gesellschaftliche Diskussionen. Die sogenannten "Schwimmbad-Vorfälle" – ausufernde Randale nach Ansammlungen von größeren Gruppen Jugendlicher und junger Männer, meist mit Migrationshintergrund – sorgten unter anderem in der Hauptstadt für die Einführung von Passkontrollen und Aufstockung des Wachpersonals. Ein Beitrag der ARD-Faktenfinder bezeichnete diese Realitäten im Jahr 2019 noch als "AfD-Angstmache am Beckenrand".
Nun informierte der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) am 6. Mai zum Saisonstart in die neue Freibadsaison in Berlin:
"Damit es in den Berliner Bädern möglichst ruhig bleibt, investiert Innensenatorin Iris Spranger (SPD) 2,5 Millionen Euro in die Sicherheit: Es sollen zusätzliche Wachleute eingesetzt werden."
Laut der Berliner Morgenpost wurden für die 16 Sommerbäder in Berlin vor 2023 "in den vergangenen drei Jahren insgesamt 3,6 Millionen Euro für private Sicherheitsdienste ausgegeben". Allein im Jahr 2023 stiegen dann diesbezügliche Kosten auf über 2 Millionen Euro.
Zudem würde die Vorjahresstrategie der Ausweispflicht für Badbesucher fortgesetzt, und die Berliner Bäder wollen "stärker auf Online-Tickets setzen". Dadurch soll erreicht werden, dass "kürzere Schlangen zu weniger Stress führen". Berliner, die diese Variante annehmen, würden künftig 10 Prozent sparen, so die Strategie der Politik. Der Berliner Tagesspiegel reagierte in einem "polemischen" Artikelkommentar zu den jüngsten Zahlen mit der Feststellung:
"2,5 Millionen Euro wegen 150 Berliner Knalltüten: Verschärfte Sicherheit in Freibädern lässt Steuerzahler und Besucher leiden. Die Sicherheitsmaßnahmen in Berlins Freibädern werden verschärft: bis zu 200 Security-Leute, Stacheldraht und Kameras. Weil eine kleine Gruppe sich nicht benehmen kann."
Der Tagesspiegel-Artikel erinnert an die eigene im Vorjahr erfolgte Berichterstattung, dass es bei den Ausschreitungen "in der Regel Jugendliche aus arabischen Familien, teils auch Tschetschenen seien, die sich aufplustern, sich von Bademeistern nichts sagen lassen und als 'Mob' auftreten". Der Artikel verweist zudem auf das Problem, dass viele Badewillige, zum Beispiel Rentner, keine entsprechenden Smartphones für Online-Ticketsysteme besäßen könnten. Der Senat setze, wie viele Bäder im Land, zukünftig verstärkt auf digitale Einlasssysteme. Online-Tickets sind dann personalisiert und nicht übertragbar.
Ein Tagesschau-Artikel berichtet zum Thema Sicherheit, dass trotz der hohen Investitionen "bei einigen Mitarbeitern dennoch ein mulmiges Gefühl bleibt". Bezugnehmend auf die Berliner Neuerungen heißt es weiter:
"Es wird eine Ampel eingeführt, die schon auf der Homepage zeigt, wie ausgelastet ein Bad ist. Bei Rot kommt niemand mehr rein. Dadurch soll besser und transparenter informiert werden. In der Vergangenheit kam es zu Konflikten und Ausschreitungen, weil Bäder plötzlich wegen Überfüllung geschlossen werden mussten und viele plötzlich vor einem Bad mit Einlassstopp standen."
Für alle Gäste ab 14 Jahren gilt in diesem Jahr daher erneut, entweder "Personalausweis, Führerschein oder ein anderes Dokument" vorzeigen zu müssen. Dadurch sollen "bei Vergehen effektiver Hausverbote ausgesprochen werden können", so die Senatspläne. Die Webseite Berlin-Live informiert:
"'Auch die Videoüberwachung an den Eingängen von vier Sommerbädern bleibt wie 2023 erhalten. Das betrifft die Sommerbäder Pankow, Kreuzberg, Am Insulaner und Neukölln.' Das solle das Sicherheitsgefühl von Besuchern und Mitarbeitenden erhöhen."
Zudem wurden in mehreren Bädern "die Zäune erhöht, um zu verhindern, dass Besucher die Kassen umgehen". An besonders heißen Tagen würden zudem "auch Polizisten direkt am Eingang des Bades positioniert". Der medienkritische X-Blog ÖRR-Blog. erinnert in diesem Zusammenhang an einen "Faktenfinder-Artikel" aus dem Jahr 2019:
"Berlin bezahlt Millionen für Sicherheit im Freibad" (Tagesschau) - "Freibäder in Berlin: Angstmache am Beckenrand" (ARD Faktenfinder). #ReformOerr#OerrBlogpic.twitter.com/DIEtbGlwyu
— ÖRR Blog. (@OERRBlog) May 7, 2024
Dazugehörige Informationen einer AfD-Jugendorganisation über Darlegungen eines anonymisierten Freibad-Mitarbeiters, der darüber berichtet hat, dass es "eine Massenschlägerei mit 300 Leuten am Columbiabad (in Berlin) gegeben" hätte, wurden zum damaligen Zeitpunkt auf Anfrage des ARD-Faktenfinder "seitens der Polizei nicht bestätigt". Auf eine weitere Anfrage des Senders ARD teilten die Berliner Bäder-Betriebe im Jahr 2019 noch mit, dass Aussagen in dem AfD-Video "über angebliche Vorfälle im Sommerbad Pankow völlig überzogen und teilweise falsch" waren. Das ARD-Magazin Monitor machte ebenfalls im Jahr 2019 eine Umfrage in den zwanzig größten deutschen Städten "zur Kriminalität in Freibädern. Ergebnis: Eine Zunahme lässt sich nicht feststellen".
Die Berliner B.Z. titelt nun fünf Jahre später: "Berlins Freibäder werden jetzt zu Hochsicherheits-Bädern."
Mehr zum Thema – AfD-Politikerin muss 6.000 Euro zahlen – wegen Suggestivfrage zu "afghanischen Ortskräften"
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.